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08März

Weg mit der Bachelorarbeit!

Weg mit der Bachelorarbeit!

Die Bachelorarbeit ist überflüssig wie ein Kropf. Studierende, die eine Laufbahn in der Forschung anstreben, müssen ihre diesbezüglichen Fähigkeiten in der Masterarbeit ohnehin noch unter Beweis stellen.

Für sie ist die Bachelorarbeit schlicht Zeitverlust und auch ansonsten nur ein Ärgernis. Die überwiegende Mehrheit entscheidet sich heute für ein Masterstudium, schreibt also zwei Abschlussarbeiten. Wenn denn die Bachelorarbeit überhaupt eine solche ist, dazu später mehr.

Wer die Uni mit dem Bachelor verlässt, kommt in seinem Job in aller Regel nie in die Verlegenheit, eine ausführliche wissenschaftliche Arbeit nach akademischen Maßstäben schreiben zu müssen – wieso soll dann am Ende des Studiums genau diese Fähigkeit nachgewiesen werden?

Routiniertes Durchwinken durch die Hochschulen

An den Lehrstühlen scheint diese Erkenntnis auch um sich zu greifen. Der Aufwand, den eine Bachelorarbeit ihnen bereitet, steht in keinem Verhältnis zum Nutzen.

Früher besaß die Diplom- oder Magisterarbeit großes Gewicht für die Abschlussnote, heute trägt die Bachelorarbeit deutlich weniger als zehn Prozent zu den „Credit Points“ bei, aus denen sich die Endnote ergibt.

Der Rest dieser Punkte wird in unzähligen Prüfungen während des Studiums nach der Eichhörnchenmethode gesammelt. Die FU Berlin ließ denn auch wissen, dass für sie die Bachelorarbeit keine Abschlussarbeit sei, sondern eine Prüfungsleistung von vielen.

Die Ansagen an die Studenten sind insbesondere in stark frequentierten Fächern entsprechend eindeutig: Schreib bloß nicht zu viel und komm’ uns ja nicht mit irgendwelchen originellen Themenvorschlägen, bei denen der Prüfer nachdenken muss!

Apropos Prüfer: Die kommen natürlich auch nicht mehr hinterher. Das hochgradig verschulte Studium hat dazu geführt, dass sich die Bachelorarbeiten jedes Jahrgangs auf wenige Wochen konzentrieren und allesamt schnell bewertet werden müssen.

Also wird jeder eingespannt, der irgendwie greifbar ist. Inklusive der Mitarbeiter, die gerade selbst erst ihren Bachelor gemacht haben. Die übernehmen dann auch gleich die Betreuung und sorgen dafür, dass die Arbeiten auf schnelle Korrigierbarkeit optimiert werden.

Und wenn es dann nur weniger als 20 Seiten werden, macht das auch nichts. Zweitgutachter ist der Kollege auf der anderen Seite des Schreibtisches, der zeigt sich sehr verständnisvoll. Die Zeiten, in denen Abschlussarbeiten auch nur in die Nähe des Büros eines Professors gekommen sind, sind in vielen Fächern längst vorbei.

Optimierte Papierproduktion

Auch die Studierenden haben mittlerweile bemerkt, dass sie im Wesentlichen Altpapier für den Schredder produzieren. Tiefgründige wissenschaftliche Leistungen sind angesichts einer Bearbeitungszeit von drei Monaten für die erste wissenschaftliche Arbeit ohnehin nicht zu erwarten.

Dass aber selbst die Prüfer kaum noch Zeit finden, die Arbeit zu lesen, lässt die Motivation oft auf den Nullpunkt sinken.

Zwei Wege bieten sich an, den Produktionsprozess des Altpapierstapels zu optimieren: Die meisten Arbeiten bestehen im Wesentlichen aus umformulierten Textpassagen, die aus irgendwelchen Quellen übernommen werden. Wie man automatische Plagiatsprüfungen durch Satz- und Wortumstellungen zufrieden stellt, ist inzwischen Allgemeinwissen.

Ist die Plagiatssoftware glücklich, ist es der Prüfer auch! Natürlich werden die Quellen fein säuberlich aufgeführt. Denn am Ende interessiert es niemanden, dass zwischen den Übernahmen aus fremden Quellen überhaupt keine eigenen Inhalte mehr stehen. Wozu eigene geistige Leistungen vortäuschen, wenn diese doch nur als zeitraubendes Ärgernis für den Prüfer angesehen werden?

Und wer es noch einfacher haben will, dem bieten sich im Web zahlreiche helfende Geister an, beispielsweise Acad Write - the Ghostwriter. Das Risiko der Entdeckung ist offenbar gering, es sind keine Fälle bekannt, in denen Abschlüsse aberkannt wurden, weil Ghostwriter die Arbeit geschrieben haben.

Mehrere Plagiatsaffären der letzten Zeit haben deutlich gemacht, wie oberflächlich oft selbst Doktorarbeiten geprüft werden. Man darf also getrost annehmen, dass als Bachelorarbeit so ziemlich alles durchgeht.

Abgesehen vielleicht von einem Stapel leerer Blätter – und auch das nur, wenn man Pech hat und das auffällt. Höchste Zeit, sich von diesem alten Zopf zu trennen!

In der Bachelorarbeit wird keine relevante Qualifikation nachgewiesen, Studierende lernen dabei meist nicht das Geringste und es werden völlig unnötig ohnehin knappe Personalressourcen der Hochschulen gebunden.

Verglichen mit beispielsweise der Einführung des G8-Abiturs wären die Auswirkungen auf die Ausbildung marginal, wenn die Bachelorarbeit einfach ersatzlos gestrichen würde.

Dieser Artikel wurde von einem Gastautor geschrieben. Die Meinung des Gastautors muß nicht mit der Meinung von skripten.at übereinstimmen!
Bildquelle: © Andreas F. - Fotolia.com

Posted in Wissenschaftliche Arbeiten

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